Hell is other people.
- Sartre
[famously misunderstood though]
0. Wohlbehütet aufgewachsen und innig geliebt, hatte die Blondine bessere Startvoraussetzungen als ein überwiegender Teil der amerikanischen Bevölkerung.
1. Ein wenig schüchtern, verträumt und lieber in Comics und Filmen vertieft fiel es ihr allerdings eher schwer mit Gleichaltrigen zu interagieren, oft blieb sie lieber auf der Schaukel und beobachtete das wilde Spielen anderer Kinder.
2. Ihr großes Geschwisterkind
(wird dringend gewollt!) war ihre Hauptbezugsperson, ja natürlich war Mommy und Daddy der Hit, aber der größte Hit war immer noch ihr/e großer Bruder / große Schwester für sie. In Gegenwart des größeren Geschwisterkindes war sie mutig, konnte in die Rollen furchtloser Filmfiguren schlüpfen und traute sich manchmal ganz und gar halsbrecherische Kletteraktionen zu... allerdings war sie wieder in der Kita oder später in der Schule jemand, der schnell unterging und vor der Klasse stehend stotterte und sich schnell verhaspelte oder gar das halbe, vorzutragende Gedicht verschluckte.
3. Umso überraschender war die Wahl von X, sich der kleinen Theater-Ag der Schule anzuschließen und nach anfänglichen Schwierigkeiten blühte sie regelrecht auf. Auf einer Bühne konnte sie laut, fordernd, wütend, unruhig, leidenschaftlich, traurig oder glücklich sein und die innere Welt förmlich dem Publikum entgegen spielen - so war auch schnell klar, dass sie ein Schauspielstudium anschließen würde.
4. Außerdem stellte sie sich der harten Realität der schönen Künste: Dutzende Vorsprechen, harsche Kritiken oder gar keine Reaktion auf die mühevoll eingeübten Sequenzen ließen sie, wie so viele angehende Schauspielende einen alternativen Weg einschlagen: Sie wurde in eine Modelkartei aufgenommen und es gab 2-3 kleinere Werbespots, ehe sie mit 21 ein einmaliges Angebot bekam: Mit einer handvoll weiterer Mädchen sollte sie einen Abend auf einer Yacht mit diversen Z-Promis und Leuten aus der Film- und Fernsehbranche verbringen. Hübsch aussehen, ein wenig tanzen, mehr mussten die Mädchen nicht machen und auch die versprochene Gage war weder besonders hoch noch gering. Allerdings beteuerte eine ihrer Freundinnen, dass so andere Mädchen Kontakte und später auch Vorsprechtermine oder gar Rollen bekommen haben - von denen andere jahrelang nur träumten.
Natürlich konnte man so eine einmalige Chance nicht verstreichen können
und natürlich durfte auch sonst keiner davon wissen, nicht wahr?
Der Abend fing glamourös an, die Mädchen hatten Spaß, X trank nur zwei Gläser Prosecco, ehe ein Filmriss bis zum Mittag des darauffolgenden Nachmittags das potenzielle Sprungbrett zum Abstieg in die Vorhölle beschrieb. Nackt wachte sie in einem Hotelzimmer auf, fand Spuren diverser Drogen auf und einen Umschlag mit einer 5-stelligen Dollarsumme auf dem Nachttischschränkchen.